Im Jahr 2013 erschien das Buch "Ach los scheiß der Hund drauf" in welchem der Kriegsreporter Randy Braumann über sein Leben und seine spannenden Einsätze berichtet. 


Gerd Heidemann nimmt in diesem Buch eine große Rolle ein, da er mit Randy Braumann zusammen unterwegs war und ihm sogar das Leben rettete. Im Buch sind viele gemeinsame Erlebnisse der beiden zu finden. Einige Auszüge aus dem Buch können Sie hier nachlesen. 


Ich danke ganz herzlich Herrn Dirk Kohl und der Weltbuch Verlags GmbH für die Erlaubnis, Auszüge aus dem Buch kostenfrei auf der Homepage veröffentlichen zu dürfen! 


Weitere Informationen finden Sie hier:

 
www.weltbuch.com

Das spannende Buch von Randy Braumann können Sie hier erwerben:

Peter Chemnitz: Ach los scheiß der Hund drauf – Das Leben des Kriegsreporters Randy Braumann

Buch, Softcover, 308 Seiten, 19 x 12,5 cm, erschienen: 20.12.2013, 1. Auflage Deutsch, ISBN: 978-3-906212-00-5

Im Jahr 2012 gab Gerd Heidemann dem Journalisten Waldemar Gruna folgendes Interview, welches im Deutsch-Polnischen Magazin "Region Europa" erschien.

Weitere spannende Interviews und Reportagen finden Sie unter:
 
www.region-europa.de

Anmerkung:

Beachtenswert ist, dass Gerd Heidemann im Interview die Tonbänder mit Aufzeichnungen der Gespräche erwähnt, die er mit dem Fälscher Konrad Kujau geführt hat.

Im Internet wird fälschlicherweise behauptet, dass Malte Herwig die Tonbänder im Jahr 2018 in Gerd Heidemanns Archiv "entdeckte". Tatsächlich war bereits seit dem Prozess gegen Gerd Heidemann bekannt, dass diese Bänder existierten. 

Anmerkung: Auf dem ersten Foto ist nicht wie angegeben Leopold Trepper zu sehen, sondern Colonel Eugen Bird, der frühere US-Kommandant des Kriegsverbrechergefängnises in Spandau! 



Hitler-Tagebücher - Die Jahrhundert – Fälschung!


Ich habe die Strafe für meine Dummheit in aller Ruhe auf mich genommen weil ich dem Fälscher Konrad Kujau auf den Leim gegangen bin. Ich ärgerte mich nur über das miese Verhalten der Chefredaktion und der Verlagsleitung, für die ich 30 Jahre lang Leben und Gesundheit riskiert hatte - sagt Gerd Heidemann.


Waldemar Gruna: 

Journalisten die sich mit schwierigen Themen befassen geraten häufig in einen Strudel von Ereignissen, die durchaus auch zerstörerisch sein können. Sie gelten als überaus erfolgreicher Journalist, erhielten u.a. den World Press Foto Award für ihre Fotoreportage über Kriege in Afrika, waren jahrelang vorbildlicher Stern-Reporter und auch der Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher im Jahr 1983 nahm kein tragisches Ende, auch wenn sie über 4,5 Jahre in Haft verbringen mussten. Könnten sie diese Geschichte und ihren Hintergrund aus der Sicht eine Journalisten beschreiben, der sich auf die Suche nach historischen Geschichten begibt?


Gerd Heidemann:

Die umfangreiche Geschichte der Hitler-Tagebücher kann ich leider hier nicht beschreiben, weil sie erstens mehr als hundert Seiten umfassen würde und sie zweitens zur Zeit verfilmt wird. Erst vor zwei Wochen habe ich darüber für den Film drei Tage lang gesprochen. Wenn ich die Geschichte hier ausführlich schildern würde, bekäme ich großen Ärger mit der Filmproduktionsgesellschaft.


Deshalb hier nur im Telegrammstil: Ich sah ein angebliches Hitler-Tagebuch bei einem Sammler in der Nähe von Stuttgart. Er erzähle mir, dass er es von einem Bekannten hätte, der aus der DDR geflohen sei und mit Hilfe seines Bruders, der 

General der NVA sei, weitere Tagebücher in den Westen schmuggeln würde. Dieser 

Bekannte wolle die Bücher an den amerikanischen Pressekontern Hearst für zwei 

Millionen Dollar verkaufen. Den Namen seines Bekannten wollte mir der Sammler 

nicht verraten. Er erklärte nur noch, die Bücher wären in einem abgestürzten 

Flugzeug gewesen, das Hitlers schriftlichen Nachlass nach Bayern transportieren 

sollte. 


Eine Woche später unterhielt ich mich in der Kantine mit meinem Chefredakteur 

Henri Nannen und fragte ihn, ob ihm bekannt sei, dass Hitler Tagebücher geschrieben habe. Nannen verneinte dieses, verwies mich an Dr.Thomas Walde,. 

den Ressortleiter für Zeitgeschichte, der darüber vielleicht etwas wüsste. Den sprach ich einige Tage später an. Obwohl der auch noch nichts über angebliche Tagebücher Hitlers gehört hatte, bat er mich, ich solle mich darum kümmern und diese Bücher für ihn beschaffen. Ich hatte aber in den folgenden Monaten ständig andere Themen zu bearbeiten, war hinter deutschen Geldräubern in Tunesien her, musste eine Geschichte über humanes Sterben auf der Intensivstation des Ulm Krankenhauses recherchieren und weitere Reportagen bearbeiten, so dass ich immer mal wieder von Dr. Walde gemahnt wurde, mich um das Thema „Hitler-Tagebücher“ zu kümmern. 


Um sicher zu sein, ob die Geschichte in etwa stimmen würde, suchte ich erst einmal das abgestürzte Flugzeug, das in der zeitgeschichtlichen Literatur als verschollen 

galt. Ich fand die Absturzstelle neben dem Dorf Börnersdorf im Osterzgebirge.


General a.D. Hans Baur, Hitlers Privatpilot und Chef der Führerflugstaffel, den ich in Herrsching am Ammersee aufsuchte, bestätigte mir, dass Hitlers Aufzeichnungen an Bord der Maschine gewesen sein sollen. Er selbst hatte Hitler am 21. April 1945 den Verlust dieser Maschine gemeldet. Darauf soll Hitler gesagt haben: „Um Gotteswillen, da war mein Dienst Arndt an Bord, der arme Kerl. Ich hatte 

ihm wichtigste Unterlagen mitgegeben. Alle meine Aufzeichnungen, die der Nachwelt Zeugnis von allen meinen Handlungen ablegen sollten. Das wäre ja eine 

Katastrophe, wenn das verloren gegangen ist.“ Ich besorgte mir Akten des
amerikanischen Geheimdienstes, auf denen hervorging, dass der Geheimdienst nach dem Krieg jahrelang nach den „Diaries“ Hitlers gesucht hatte, beschaffte mir 

den Nachlass von Hitlers Adjutanten Julius Schaub, der von der „Gepäckmaschine“ 

des Führers und seinen Tagebüchern geschrieben hatte. Erst als ich ziemlich sicher 

war, dass an der Geschichte etwas dran war, nahm ich mit Hilfe eines Verbindungs-mannes Kontakt zu Kujau auf. Es wurde dann beschlossen, die besten Schriftgutachter weltweit zu beauftragen, die Schrift auf Echtheit zu überprüfen.


Um die Gutachten sollten sich Dr. Thomas Walde und Wilfried Sorge, ein 

stellvertretender Verlagsdirektor, kümmern. Ich sollte auf Anweisung der 

Verlagsleitung die Tagebücher beschaffen, die Geschichte des Flugzeuges 

recherchieren und mir die Urheberrechte Hitlers an allen beschafften Dokumenten 

von der Bundesregierung übertragen lassen.


Alle Gutachten, die bei uns eintrafen, waren positiv, nur das Bundeskriminalamt 

äußerte kurz vor der Veröffentlichung Bedenken, weil einige Papiere, die ich von 

Kujau erworben hatte, unter ultraviolettem Licht aufleuchteten. Es handelte sich um 

einige handschriftliche Neujahrswünsche Hitlers an andere Staatsmänner, die ich 

privat von Kujau erworben und dem Bundesarchiv geschenkt hatte. Von diesen 

Telegramm-Entwürfen hatte mir Kujau gesagt, sie seien nicht in dem abgestürzten 

Flugzeug gewesen, sondern in anderen DDR-Archiven. Deshalb war ich nicht gleich 

alarmiert, bat aber Dr. Werner, den Leiter der Abteilung Technik im BKA, alle 

Bedenken fernmündlich meinem Ressortleiter Dr. Walde mitzuteilen.


Dr. Walde schickte daraufhin am 20. April 1983 eine Seite aus dem Hitler-Tagebuch 

über den Flug von Rudolf Heß per Einschreiben/Eilboten an Dr. Werner vom 

Bundeskriminalamt und bat darum, die Begutachtung mit Hochdruck zu betreiben.  

Dr. Walde weiter: „Es würde uns aber schon sehr nützlich sein, wenn Sie uns vorab, 

also vor Abfassung des endgültigen schriftlichen Gutachtens, fernmündlich rotes 

oder grünes Licht signalisieren, sobald Sie Gewissheit in der Echtheitsfrage haben.“

Nun wäre aber dieses rote oder grüne Licht ohnehin zu spät gekommen, denn 

bereits am Vorabend, am 19.April, war in einer kleinen Redaktionskonferenz 

beschlossen worden, die Tagebücher im Heft Nr. 18 zu veröffentlichen und das Heft um 48 Seiten zu erweitern, wobei man die zusätzlichen Kosten von 720 000 DM in 

Kauf nahm. Und dieses Heft wurde bereits gedruckt, als der Brief von Dr. Walde an 

das BKA noch unterwegs war.


Als dann zwei Wochen später das „Bundesamt für Materialprüfung“ in 

Westberlin feststellte, dass die Tagebuch-Kladden Nachkriegspapier sein müssten, 

war die Blamage da. Ich kam in Untersuchungshaft, weil Henri Nannen mich 

angezeigt hatte, der Staatsanwalt warf mir zuerst vor, ich hätte die Fälschung 

billigend in Kauf genommen, und der Fälscher Kujau behauptete, er hätte nur 1,7 

Millionen DM für die 60 Tagebücher von mir bekommen und nicht 9,3 Millionen, die 

ich ihm bezahlt hatte. Ich hatte zwar fast alle Gespräche, die ich mit Konrad Kujau 

geführt hatte, heimlich auf Tonband aufgenommen, also auch die Geldzahlungen. 


Aber da ich vorher nicht die Genehmigung für diese Aufnahmen bei einem Richter 

eingeholt hatte, wie mir der Vorsitzende der Strafkammer vorwarf, wurden die 

Bänder nicht ale Beweismittel herangezogen. Das Gericht hielt mir dann vor, dass 

ich auch wegen Hehlerei verurteilt werden könnte, da ich ja annahm, dass die 

Bücher aus dem abgestürzten Hitler-Flugzeug stammten. Meiner Ansicht nach hätte man dann aber die Verlagsleitung von Gruner+Jahr anklagen müssen, denn 

schließlich hatten sie die Bücher angekauft. Als Kujaus Anwalt mit dieser 

Begründung Strafantrag gegen die Verlagsleitung stellte, weigerte sich der 

Staatsanwalt ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.


Dafür hieß es später in meinem Urteil, ich sei mir besonders bewusst gewesen,

dass es sich um einen Akt von Hehlerei gehandelt hätte, weil ich ja glaubte, dass die Bauern in Börnersdorf das Flugzeugwrack geplündert hätten. Und da ich nach 

Meinung der Großen Strafkammer 11 beim Verlag höhere Preise angegeben hätte, 

als ich selbst bezahlen musste und man von ca. 4,7 Millionen Mark ausging, die ich 

wahrscheinlich in die eigene Tasche gesteckt  Hätte, brummte man mir 4,8 Jahre 

Gefängnis auf. Leider war das ein Fehlurteil, denn ich hatte das Geld wirklich an 

Kujau bezahlt.  Aber so ist das Leben. Man wirklich manchmal für etwas bestraft, was man nicht getan hat, kommt dafür aber davon, wenn man wirklich etwas Verbotenes getan hat. 


Ich hatte mir mit meinem Kollegen und Freund Randy Braumann, mit dem ich 

manch ungemütlich oder heikle Situation in Kriegs- und Krisengebieten durchstehen musste, zwei Sprüche zu eigen gemacht: „Mal im Luxus und mal in der Scheiße“. 


Und wenn es Situationen gab, in denen wir unser Leben riskieren mussten, auf das 

wir damals im jugendlichen Leichtsinn wenig gaben, sagten wir „scheiß der Hund 

drauf“ und riskierten Kopf und Kragen. Und so nahm ich die Strafe für meine 

Dummheit, auf den Fälscher Konrad Kujau hereingefallen zu sein, ziemlich gefasst 

hin, ärgerte mich nur über das miese Verhalten der Chefredaktion und der 

Verlagsleitung, für die ich 30 Jahr lang Gesundheit und Leben riskiert hatte und die 

es nicht für notwendig erachteten, sich wenigstens die wichtigsten der über 300 

Tonbandkassetten meiner Gespräch mit Kujau anzuhören. 


Waldemar Gruna: 

Wo befinden sich die 62 Tagebuch-Bände Adolf Hitlers, die Sie vor 33 Jahren 

Konrad Kujau abgekauft haben?


Gerd Heidemann: 

Drei Bände befinden sich im Hamburger Kriminalmuseum, die restlichen im 

Stern-Archiv. Der Stern weigert sich, die Bände die Bundesarchiv zu überlassen, 

obwohl das einmal vertraglich vereinbart war.


Waldemar Gruna: 

Ist es möglich, dass Konrad Kujau nur einige der Bände gefälscht hat und ein 

gewisser Teil doch echt war? 


Gerd Heidemann: 

Alle Bände sind von Kujau gefälscht.


Waldemar Gruna: 

Da die Technik in Bezug auf die Überprüfung der Dokumentauthentizität aktuell weiter fortgeschritten ist als noch 1983, wäre es in Anbetracht dessen nicht 

sinnvoll die 62 Bände nicht nur einer grafologisch und chemischen Analyse zu 

unterziehen?


Gerd Heidemann:

Es sind damals nur drei Bände überprüft worden. Der Stern hat sicher kein Interesse, weitere Gutachten machen zu lassen.


Waldemar Gruna: 

Adolf Hitlers „Mein Kampf” ist in den deutschen Buchhandel gekommen. Ist es 

in Anbetracht dieser Situation möglich die Dokumente und Aufnahmen die in 

Verbindung zum Dritten Reich stehen und die Sie in Ihrem Archiv angesammelt 

haben, zu veröffentlichen? Welche von ihnen könnten am interessantesten sein? 


Gerd Heidemann: 

Es wurden laufend Teile meines Archives veröffentlicht. Zur Zeit laufen 

Verhandlungen mit drei amerikanischen Universitäten, die gern mein Archiv 

übernehmen möchten. Der interessanteste Teil des Archives aber sind meine 

Recherchen und Interviews mit ehemaligen SS-Führern in Südamerika, wie z.B. 

Klaus Barbie und Walter Rauff. In Düsseldorf läuft z.B. ein Theaterstück, in dem ein 

Schauspieler Klaus Barbie spielt und in dem mein 14stündiges Interview mitverwertet wird. Wenn Sie bei Google "Klaus Barbie - Theater Düsseldorf" anklicken, können Sie darüber etwas lesen. Aus meinen Gesprächen mit Klaus Barbie sind inzwischen auch Filme und Hörspiele produziert worden. Demnächst soll auch Walter Rauff so ausgewertet werden. Im Moment produziert das englische Fernsehen für die Privatsender "UK Gold" und "Yesterday" eine Fernsehserie über die Tagebuch - Affäre. Morgen besucht mich die Regisseurin aus London.


Waldemar Gruna:

Der Fernsehsender ARTE zeigte den Dokumentarfilm „Kongo Müller“, der auf 

ihren preisgekrönten Reportagen aus Afrika basierte. Dieser Film ist für den 

GRIMME-Preis nominiert worden; das ist der höchste und wichtigste deutsche TV-

Kunst-Preis. Wer war der Hauptprotagonist „Kongo Müller“?


Gerd Heidemann:

Es war im September/Oktober 1964 meine erste Reise in ein afrikanisches Kriegsgebiet. Eigentlich wollte die kongolesische Zentralregierung Journalisten 

davon abhalten, über den Einsatz weißer Söldner gegen schwarze Rebellen zu 

berichten. Da ich aber dem Söldner-Hauptmann Siegfried Müller einige desertierte 

Söldner zurückbrachte, durfte ich eine Weile bei seinem „Commando 52“ bleiben und an den Kämpfen im Inneren des Kongo teilnehmen. Das „Commando 52“  bestand aus 30 Söldnern aus Deutschland, Österreich, Rhodesien, England, Südafrika, Portugal und der Tschechoslowakei. Für 1500 DM im Moment und  80 000 DM Versicherungssumme im Todesfall, hatten sie sich freuwillig in dieses  Abenteuer gestürzt. Und Siegfried Müller, der sein Eisernes Kreuz im Zweiten Weltkrieg als Artillerie-Offizier erworben hatte, weil er rein zufällig mit seinen Geschützen etwas Wichtiges bei den Sowjets getroffen hatte, wie er mir beichtete, hatte sich in den Kongo begeben, weil ihm sein Job als Barkeeper zu langweilig geworden war und weil er glaubte, mit der Waffe in der Hand den Kommunismus bekämpfen zu müssen. Denn die Rebellen, Anhänger des ermordeten ersten kongolesischen Staatschefs Patrice Lumumba und seines ehemaligen Ministers Mulele, galten als kommunistisch beeinflusst und wurden sogar eine Zeitlang von Che Guevara gelenkt. Müller war eigentlich kein Draufgänger, sondern immer sehr ruhig und bedächtig. Er selbst war an keinen Grausamkeiten seiner Leute beteiligt, 

entschuldigte aber ihr Tun mit dem alten Spruch: „Tadele nie die Missetaten der 

Soldaten. Leuten, die da sterben sollen, gebet, was sie haben wollen.“ Außer meiner 

Fotoausrüstung hatte ich ein großes Tonbandgerät mitgeschleppt und nahm alle 

Interviews mit den Söldnern und ihrem Hauptmann auf Tonband auf. Ich wollte 

herausbekommen, welche Motive diese Männer bewogen hatten, sich in ein solch 

blutiges Abenteuer zu stürzen und Missetaten zu begehen oder zuzulassen. .


Denn es war für mich erstaunlich, wie schnell die dünne Zivilisationsschicht von 

den Männern abfiel und sie zum Töten bereit waren. Zuerst einmal aber wollte ich 

mir Überblick über die Gesamtsituation im Kongo verschaffen und herausbekommen, wie es überhaupt zum Einsatz der Söldner gekommen war. Im Sommer 1964 hatte sich die Lage im Kongo nach dem Abzug der UN-Truppen zugespitzt und deshalb hatte man den früheren Präsidenten des Landes aus seinem Exil in Spanien zurückgeholt und zum Premierminister gemacht. Er versuchte das Land zu einen, aber die Anhänger Muleles hatten in großen Teilen des Kongos die Macht an sich gerissen. Große Teile der Nationalarmee hatten sich daraufhin den Rebellen angeschlossen.


Im Norden war die wichtige Provinzhauptstadt Coquilhatville bereit zur Kapitulation. War diese Stadt erst in der Hand der Rebellen, wäre die Rückeroberung des Nordteils des Landes sehr schwierig geworden. Deshalb wurde unter Captain 

Siegfried Müller in Kamina, dem Ausbildungsort der weißen Söldner in Katanga, ein 

Spezialkommando gebildet, das „52nd Commando“. Dieses Spezialkommando konnte die Übergabe der Stadt an die Rebellen in letzter Minute verhindern. Mit seinen 30 Mann und der Hilfe einiger regierungstreuer einheimischer Soldaten, stieß Müller in Richtung Osten bis nach Ingende vor, baute dort am Flussübergang eine Stellung aus und machte sich dann auf den Weg nach Boende, einer Hochburg der Rebellen.


Die erste sogenannte „Feindberührung“ gab in dem kleinen Ort Bongila, wo Krieger 

mit Schild und Speer die Söldner erwarteten. Nach der Androhung, beim geringsten 

Widerstand das Dorf abzubrennen und alle Einwohner zu töten, verschwanden die 

schwarzen Krieger und gaben den Weg frei. Dieser Weg, der wie ein Feld- und 

Wiesenweg in Europa aussah, war die Hauptstraße durch den Kongo. Streckenweise lief diese Straße mitten auf dem Äquator entlang. Ein Denkmal am Wegrand erinnerte an den Besuch Stanleys.


Das erste Feuergefecht, das den deutschen Söldner Fritz Kötteritsch aus 

Münster das Leben kostete, gab es am Flußufer des Tshuapa vor der Stadt Boende. 

Müller geriet mit seinen Leuten in schweres Maschinengewehrfeuer vom 

gegenüberlegenen höher gelegenen Ufer. Die Söldner mussten sich über 70 km bis 

zum Dorf Bekili zurückziehen, wo es die Ruine eines Steinhauses gab, das einmal 

für durchreisende belgische Beamte in der Kolonialzeit erbaut worden war. Hier 

gingen sie in Stellung. Und weil es einigen der Söldner auch hier zu gefährlich war, 

hatten sie sich ohne Erlaubnis ihres Kommandeurs bis nach Ingende 

zurückgezogen, wo ich sie angetroffen und zur Rückkehr nach Bekili überredet hatte. Fast zwei Wochen lang hielt ich mich beim „Commando 52“ auf, erlebte einige Angriffe der Rebellen, wobei ich nur einen Durchschuss durch die Kniekehle der Hose bekam, der mich zwar nicht verletzte, aber zwei Löcher in der Hose hinterließ.


Ende Oktober 1964 traf ich wieder in Hamburg ein, und die Reportage „Auf der 

Straße der Landsknechte“ wurde in drei Folgen im „stern“ veröffentlicht. Bereits im 

November 1964 mußte ich mit belgischen Fallschirmjängern wieder in den Kongo, 

um in Stanleyville belgische Geiseln aus der Hand der Rebellen zu befreien. Von 

diesem Zeitpunkt an und nachdem ich in den Haag die Goldmedaille für die beste 

Bildreportage 1965 die Goldmedaille und den Ersten Preis bekommen hatte, durfte 

ich im Auftrag der Chefredaktion über ein Dutzend weiterer Kriege in Afrika und im 

Nahen Osten berichten. Die meisten dieser nicht ganz ungefährlichen Reisen 

unternahm ich gemeinsam mit meinem Freund und Kollegen Randy Braumann, der 

dadurch auch den Spitznamen „Kongo-Randy“ erhielt.