Chronologie der Ereignisse
Hier lesen Sie eine chronologische Auflistung der Ereignisse zur Hitler Tagebuch-Affäre:
06.05.1983: Auf der um 11 Uhr beginnenden Redaktionskonferenz wird Kritik an der Aufmachung der Heß-Geschichte laut. Konkrete Fragen der Redakteurin Ingrid Kolb nach der Echtheit des Materials werden von Schmidt abgeschmettert: Es sei nie sicherer gewesen als jetzt. Kritik am Ressort Zeitgeschichte, es rühre in brauner Soße, weist Schmidt zurück: Wer an Kollegen zweifle, befinde sich beim falschen Blatt. Als die Rede auf die zweifelhaften Initialen auf zwei der Tagebuch Bände kommt, entgegnet Schmidt, auch Hitler habe an diesem Buchstaben schon Anstoß genommen.
In Koblenz nehmen Dr. Ruppert und Hagen zur gleichen Zeit die Gutachten entgegen. Die Tagebücher sind falsch!
Begründung unter anderem: Hitler habe laut seinem Tagebuch von Ritter von Epp ein Glückwunschtelegramm zu seinem 50. Eintrittsjahr in die Armee erhalten. Tatsächlich jedoch hat Hitler seinerseits Ritter von Epp zu dessen 50. Eintrittsjahr in die Armee gratuliert. Während des Gesprächs kommen mehrere Anrufe für Booms. Hagen hat den Eindruck, das Bundeskriminalamt und das Amt für Materialprüfung lieferten ihre Erkenntnisse statt zum Bundesarchiv gleich direkt nach Bonn. Booms teilt ihm mit, die ganze Angelegenheit sei Ministersache.
Die Nachricht von der Falschheit der Tagebücher werde in der um 12 Uhr beginnenden Bundespressekonferenz bekannt gegeben werden. Beide Stern Anwälte rufen sofort in Hamburg an, erreichen aber zuerst nur Hensmann, der seinerseits Schulte-Hillen verständigt und durch einen Anruf zum Flughafen Nannen zurück in die Redaktion ruft.
Nannen trifft noch vor Schulte-Hillen im 9. Stock ein. Mit Zweifeln an der Aussage des Bundesarchivs wird viel wertvolle Zeit vergeudet. Nannen diktiert eine Erklärung für die Öffentlichkeit. Sie kommt fünf Minuten zu spät, denn in Bonn hat Innenminister Zimmermann bereits bekannt gegeben, die Tagebücher seien gefälscht.
In der Diskussion über das bereits angedruckte Heft will Nannen die Heß-Serien ohne Bezug auf die Hitler-Tagebücher weiterlaufen lassen, gegen massiven Widerstand vor allem von Manikowsky und Gillhausen.
Als in Itzehoe die Druckmaschinen angehalten werden, sind bereits 70.000 Exemplare auf LKWs unterwegs zu den Großhändlern. Sie werden zurückgerufen. Ihre Ladung wird zusammen mit 160.000 fertigen Hauptprodukten und 260.000 Titel-Produkten im Wert von 212.000 DM eingestampft. Das Einstampfen selbst kostet 10.000 DM.
Um 14.30 Uhr informiert Felix Schmidt eine eilig einberufene Redaktionskonferenz. Fragen nach Einzelheiten weist er zurück, da nun ein neues Heft gemacht werden müsse. Die Redaktion versammelt sich daraufhin spontan in der Kantine und beschließt, für 17.00 Uhr eine Redaktionsvollversammlung einzuberufen.
Um 17.00 Uhr stellen sich Schulte-Hillen und Schmidt der Vollversammlung, beantworten Fragen und kündigen ein Scherbengericht an, aber erst wenn die öffentlichen Attacken auf den Stern vorüber seien.
Die Redaktion wählt einen vorläufigen Beirat, der eine ordentliche Beiratswahl vorbereiten soll, damit mit dem Verlag Verhandlungen über ein neues Statut aufgenommen werden können, nachdem das alte 1978 gekündigt worden war. Ein Antrag, den Rücktritt Schulte-Hillens zu fordern, wird mit großer Mehrheit abgelehnt.
07.05.1983: Frühmorgens bietet Schulte-Hillen Reinhard Mohn telefonisch seinen Rücktritt an. Mohn lehnt das ab: „Tu das nicht, du trägst nicht die Hauptverantwortung.“
In einem Telefongespräch mit Schulte-Hillen verlangt Bucerius den Rücktritt der Chefredakteure. Die Bereitschaft Schulte-Hillens, selbst zurückzutreten, weist er ab: „Übernehmen sie nicht die Verantwortung. Die Hauptschuld trifft nicht Sie.“
Mittags trifft Koch aus New York ein. In Nannens Zimmer läuft bereits eine Besprechung zwischen Nannen, Schulte-Hillen, Schmidt und Gillhausen. Nach vierstündiger Beratung wird gegen 14 Uhr der Anwalt Soehring geholt, um die Ansprüche von Koch und Schmidt zu vertreten. Koch und Schmidt begründen ihre Forderung nach einer hohen Abfindung damit, dass sie die Verantwortung nicht alleine zu tragen gehabt hätten und mit ihrem Rücktritt auch die Konsequenzen für andere Mitglieder der Verlagsleitung übernähmen. Die Verlagsspitze will einen Arbeitsgerichtsprozess vermeiden. Schließlich kommt es zu einer Vereinbarung, die für beide Seiten akzeptabel ist.
1978: Kujau übergibt Stiefel das erste Exemplar der Tagebücher (1. Halbjahr 1935). Stiefel soll es verkaufen. Stiefel zeigt den Band dem Historiker Professor Jaeckel und erzählt ihm dazu die Geschichte, das Buch stamme aus den Trümmern einer abgestürzten Maschine.
Ende 1979/ Anfang 1980:
Jakob Tiefenthäler, der den Verkauf von Göring-Stücken zwischen Heidemann und Stiefel vermittelt hat (wobei Heidemann auch das Tagebuch bei Stiefel zu sehen bekam), telefoniert nun häufig mit Heidemann wegen des Yacht-Verkaufs und anderer Devotionaliengeschäfte. Dabei hat er Heidemann von der Existenz weiterer Hitler-Tagebücher (insgesamt seien es 27 Stück) erzählt. Heidemann kommt immer wieder darauf zurück und bietet schließlich auch 1 bis 2 Millionen DM für die Bücher. Von Stiefel und Tiefenthäler hört er, das Material werde aus der DDR durch den Bruder eines ihrer Bekannten herausgeschafft. Dieser Bruder sei General bei der Volksarmee.
02.01.1980: Thomas Walde wird Ressortleiter Zeitgeschichte. Leo Pesch wird Redakteur in diesem Ressort.
06. & 07.01.1980: Gerd Heidemann besucht Fritz Stiefel in Waiblingen. Dabei zeigt ihm Stiefel ein angebliches Tagebuch von Adolf Hitler.
Zweite Januarwoche 1980: Heidemann erzählt in der STERN-Kantine Nannen und anderen Kollegen von der Existenz der Tagebücher Hitlers. Er habe eines bei dem Fabrikanten Stiefel in Stuttgart gesehen.
15. – 19.11.1980: Heidemann und Walde fahren nach Börnersdorf. Dort entdecken sie in einer Friedhofsecke die Gräber der Besatzung des Gundelfinger Flugzeuges. Nach der Rückkehr nach Hamburg berichtet Walde Wilfried Sorge von dem Ergebnis. Jetzt brauchen sie nur noch den Weg der Tagebücher von der Absturzstelle bei Börnersdorf bis zum Auffinden durch Heidemann bei Stiefel zu rekonstruieren.
Als Kronzeugen suchen sie nach dem Bekannten von Tiefenthäler und Stiefel, dessen angeblicher Bruder die Tagebücher aus der DDR in den Westen schmuggelt.
07.02.1980: Heidemann spricht auf einer Feier in der Redaktion Manikowsky an und bittet ihm um Hilfe: Er sei den Hitler-Tagebüchern auf der Spur, aber Chefredakteur Nannen wolle davon nichts wissen. Manikowsky sagt ihm, es gäbe nirgends in der Literatur auch nur den geringsten Hinweis, dass Hitler Tagebücher geschrieben habe.
14.04.1980: Autor David Irving besucht Gerd Heidemann an Bord der Carin II. Beide sprechen über die Wahrscheinlichkeit, dass Hitler Tagebücher geschrieben habe.
27.09.1980: Vermerk in der Personalakte von Gerd Heidemann:
"Gerd Heidemann hat sich mit der Stern-Chefredaktion geeinigt und hat seine Kündigung zurückgenommen."
23.08.1980: In Heft 44/1980 des Stern werden unter dem Titel „Gereimtes vom Gefreiten H.“ Gedichte und Skizzen von Adolf Hitler veröffentlicht.
Wie sich später (nach dem Auffliegen der gefälschten Tagebücher) herausstellt, handelt es sich dabei um Kujau Fälschungen.
30.08.1980: Gerd Heidemann feiert sein 25jähriges Betriebsjubiläum beim Stern.
27.10.1980: Heidemann interviewt in Herrsching (am Ammersee) Hitlers Chef-Pilot Hans Baur. Der erinnert sich an Hitlers Bestürzung über den Absturz der Gundelfinger-Maschine. An Bord sei Hitlers „Zeugnis für die Nachwelt“ gewesen.
23. – 31.10.1980: Gerd Heidemann beginnt mit Recherchen zu „Hitler Memoiren“. Dafür reist er nach Stuttgart, Konstanz, München, Karlsruhe, Wiesbaden, Darmstadt und Kassel.
27. – 31.10.1980: Thomas Walde berichtet Wilfried Sorge, dem stellvertretenden Stern-Verlagsleiter, in einem gemeinsamen Urlaub von Heidemanns Entdeckungen, dem Flugzeugabsturz in Börnersdorf und dem Literaturhinweis von Hans Baur. Er holt sich bei Sorge Rat, ob er der Anordnung der Chefredaktion nachkommen soll, Heidemann von NS-Themen fernzuhalten, oder ihn die Geschichte recherchieren zu lassen. Sorge rät Walde, Heidemann dieser Spur nachgehen zu lassen.
14. – 19.11.1980: Gerd Heidemann und Dr. Thomas Walde reisen nach Berlin und treffen sich dort mit Mitarbeitern der Stasi. Zusammen geht es nach Dresden, Pirna und Börnersdorf. Heidemann und Walde entdecken dort die Gräber der Opfer des Flugzeugabsturzes vom 21.04.1945.
21.11.1980: Heidemann trifft sich mit Mitarbeitern des Landesamtes für Verfassungsschutz Hamburg an Bord der Carin II. Dort berichtet er von seinen Erlebnissen mit der Stasi in der DDR (Börnersdorf Besuch).
22.11.1980: Heidemann telefoniert mit der „Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht“ (WASt) und gibt dabei die Namen der Opfer des Flugzeugabsturzes in Börnersdorf durch.Gleichzeitig sucht er nach möglichen Überlebenden und Angehöriger der Opfer.
29.11.1980: Tiefenthäler, der sich in langen Verhandlungen mit Konrad Fischer (Kujau) darum bemüht, Hitler-Tagebücher zum Weiterverkauf zu bekommen, schreibt schließlich an Kujau: „Ein Journalist“ wolle die 27 Bücher für 1 bis 2 Millionen DM haben.
01.12.1980: Heidemann telefoniert mit Leni Scherer, Witwe des SS Mannes Fiebes, der beim Flugzeugabsturz am 21.04.1945 ums Leben kam. Sie gibt ihm für seine weiteren Recherchen nützliche Informationen und Kontaktdaten.
01.01.1981: Henri Nannen wird STERN-Herausgeber. Peter Koch, Felix Schmidt (dessen Namen von Dr. Manfred Fischer ins Spiel gebracht worden war) und Rolf Gillhausen werden Chefredakteure. Leo Pesch wird Chef vom Dienst. Den Chefredakteuren wird laut Vertrag volle Souveränität in Budget- und Personalfragen garantiert.
15.01.1981: Tiefenthäler gibt im Einverständnis mit Fischer (Konrad Kujau) dessen Telefonnummer an Heidemann heraus. So tritt an die Stelle des ursprünglich mit der Vermarktung der Tagebücher beauftragten Stiefel nun Tiefenthäler, der sich selbst ein Honorar erhofft. Stiefel ist verärgert und weigert sich in den nächsten anderthalb Jahren, den bei ihm liegenden Musterband wieder an Kujau herauszurücken, weshalb dieser Band (1. Halbjahr 1935) ein zweites Mal geschrieben werden muss.
Heidemann berichtet bei Walde stolz, nun habe er „Fischers“ Telefonnummer gefunden. Heidemann ruft bei „Fischer“ an, erzählt von Carin II, seiner NS-Sammlung und erkundigt sich nach den Tagebüchern. Danach berichtet er Walde, „Fischer“ sei Militaria-Händler, bekomme das Material aus der Gundelfinger-Maschine über seinen Bruder, einen Generalmajor in der DDR und verfüge über Hitlers Tagebücher und den dritten Band „Mein Kampf“.
Heidemann kommentiert diese Information: Der Kreis der Informierten müsse klein bleiben und „Fischer“ stelle die Bedingung, nur mit ihm (Heidemann) zusammen zu arbeiten, da er ihm seinem Bruder („Fischer-Ost“) als Ankäufer für einen Schweizer Sammler präsentieren werde. Für die Tagebücher gebe es auch schon Interessenten in der USA. Jeder Band kostet 85.000 DM.
Heidemanns Vorschuss für das STERN-Buch „Bordgespräche“ auf dessen Rückzahlung der Verlag seit Ende 1979 keinen Anspruch mehr hatte, wird auf die Kostenstelle 1068 (Serien und Romane) umgebucht. Die 60.000 DM, für die Heidemann keine Gegenleistung erbracht hatte (wozu er auch vertraglich nicht verpflichtet war), belasten nun nicht mehr den Buchverlag, sondern den STERN-Etat.
24.01.1981: Heidemann schreibt einen Bericht über die Existenz von 27 Hitler-Tagebüchern. Er stellt eine Präsentationsmappe mit Fotos aus Börnersdorf und einem Finanzierungsplan zusammen.
27.01.1981: Um 12 Uhr sind Heidemann und Walde bei Sorge, dem sie die Mappe Börnersdorf, die Geschichte vom Generals-Bruder in der DDR und den Finanzierungsplan vorlegen. Nach diesem Plan braucht Heidemann 200.000 DM, um sie als Kaution für die ersten Bücher zu hinterlegen. Heidemann erhält den gewünschten Betrag in Bar ausbezahlt.
Um 16.15 Uhr bringt Sorge die beiden zu Dr. Hensmann, der sogleich um einen Halbstunden-Termin bei Dr. Fischer bittet. Fischer ist von der Mappe und Heidemann Erzählungen sehr beeindruckt. Walde und Heidemann wehren sich dagegen, dass die Chefredaktion informiert wird. Bei denen könnten sie „nicht landen“ und es bestehe die Gefahr, dass die Redaktion aus Bedarf an einem „schnellen Heuler“ die große Geschichte der Tagebücher kaputt mache.
Heidemann erklärt Dr. Fischer, ein Teil der Tagebücher befände sich bereits in der Bundesrepublik, der große Rest sei jedoch in den Händen von DDR-Offizieren.
Am gleichen Tag reist Heidemann zum ersten Mal nach Stuttgart und besucht dort Konrad Fischer (Kujau). Heidemann bringt als „Gastgeschenk“ eine Uniform von Hermann Göring mit. Die beiden sind sich sympathisch und Kujau sagt Heidemann zu, ihm die Tagebücher (gegen entsprechende Bezahlung) zu liefern.
30.01.1981: Heidemann ist um 11.30 Uhr bei Sorge, der von nun an sein Gesprächspartner im Verlag ist. Dabei schildert Heidemann den Tagebuch-Lieferanten als einen sehr wohlhabenden Sammler und Industriellen, dessen Bruder (Offizier der Volksarmee) die ersten Tagebücher anfänglich im Reisegepäck, dann in Klavieren versteckt in den Westen geschickt habe. „Wenn das rauskommt, ist mein Lieferant ein toter Mann“. Der Bruder müsse glauben, Heidemann beschaffe die Bücher für einen Schweizer Sammler und nicht zur Veröffentlichung im Stern. Sonst sei der Nachschub sofort gestoppt. Man denkt an eine Vermarktung als Stern-Serie und in Form von Büchern.
11.02.1981: Aufsichtsratssitzung bei Gruner & Jahr und Bertelsmann. Dr. Manfred Fischer soll am 01.07. Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann und Aufsichtsratsvorsitzender von Gruner & Jahr werden.
Gerd Schulte-Hillen soll von Fischer den Vorstandsvorsitz bei Gruner & Jahr übernehmen.
13.02.1981: Heidemann reist nach Stuttgart und erhält gegen eine Barzahlung in Höhe von 200.000 DM die ersten 3 Tagebücher ausgehändigt.
23.02.1981: Dr. Fischer schließt einen Vertrag zunächst nur mit Heidemann: Danach beschafft Heidemann Tagebücher und Sonderbände und erhält bei Vorlage von acht Exemplaren einen Vorschuss auf Buch- und Lizenzerlöse in Höhe von 300.000 DM. Die Bitte um diesem 300.000 DM begründet er gegenüber Fischer damit, dass er einen sehr teuren Bankkredit ablösen wolle.
Der Vertrag wurde aus Gründen der Geheimhaltung ohne Mitwirkung der Rechtsabteilung geschlossen. Der Vertragstext wurde von Wilfried Sorge nach einem schriftlichen Vorschlag von Gerd Heidemann formuliert. Die Zahlung von 300.000 DM an Heidemann wurde aus Steuergründen als Darlehen deklariert.
In dem Vertrag wird Heidemann zur Bearbeitung der Tagebücher zwei Jahre von der Redaktionsarbeit entbunden. Weitere Mitarbeiter (zum Beispiel Historiker) können nur mit Zustimmung von Walde und Heidemann hinzugezogen werden.
25.02.1981: Heidemann erhält 480.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
02.03.1981: Kujau besucht Gerd Heidemann in Hamburg und übergibt ihm an Bord der Carin II 2 Tagebücher. Dafür erhält er 225.000 DM.
07.03.1981: Heidemann ruft Tiefenthäler an und erzählt ihm „Fischer“ (Kujau) habe ihm einen Tagebuch-Band gezeigt. Ein weiterer Band liege bei Stiefel und drei Bände befänden sich in den USA. Alle restlichen Bände würden über Fischers Kanäle aus der DDR kommen.
10.03.1981: Heidemann übernimmt in Stuttgart gegen Zahlung von 85.000 DM ein Tagebuch.
12.03.1981: Dr. Fischer schließt einen Vertrag mit Thomas Walde. Walde wird für die Dauer von zwei Jahren von der Redaktionsarbeit freigestellt. Er erhält die Zusicherung, dass weitere Mitarbeiter (zum Beispiel Historiker) nur mit seiner Genehmigung hinzugezogen werden dürfen.
Es wird beschlossen, nicht sofort mit einer Echtheitsprüfung der Tagebücher zu beginnen, weil die Geheimhaltung gefährdet und nach nicht genügend Material im Hause sei.
20.03.1981: Heidemann übernimmt in Stuttgart für 170.000 DM 2 Tagebücher.
25.03.1981: Heidemann erhält 340.000 Euro zur Tagebuch-Beschaffung.
02.04.1981: Gruner & Jahr-Vorstandsvorsitzender Dr. Fischer ist zu Gast an Bord der Carin II. Anwesend sind außer ihm: Dr. Hensmann, Sorge und Walde. Heidemann zeigt Fischer seine NS-Devotionalien und erzählt, Bormann lebe in Spanien.
04.05.1981: Heidemann erhält in Stuttgart gegen eine Zahlung in Höhe von 85.000 Euro ein Tagebuch.
06.05.1981: Bei Dr. Fischer besprechen Ruppert, Sorge, Walde und Heidemann die Frage der Erbrechte an Hitlers Tagebüchern.
Erläuterung: Paula Hitler (21.01.1896 – 01.06.1960) war Adolf Hitlers einzige Schwester. Ihre Eltern waren Alois und Klara Hitler.
Angela Hitler (geb. 1883) war eine Tochter aus der Ehe Alois Hitlers mit Franziska Matzelsberger (gestorben 1883). Sie führte ihrem Halbrunder Adolf Hitler bis 1934 den Haushalt. Ihre Tochter Angela (Geli) nach sich, angeblich von Adolf Hitler schwanger, am 18.09.1931 in Hitlers Münchner Wohnung das Leben.
Das Paula Hitler laut Erbschein vom 17.01.1960 (Amtsgericht München) zustehende Erbe (2/3 des Hitlers-Besitzes) fiel nach ihrem Tod infolge einer Entscheidung des Amtsgerichts Berchtesgaden (Nr. VI/ 108/60) vom 25.10.1960 an die Kinder ihrer Halbschwester Angela Hitler.
11.05.1981: Über das Bundesarchiv wird beim LKA Rheinland-Pfalz ein Schriftgutachten angefordert.
27.05.1981: Heidemann bricht zu seiner zweiten Reise nach Börnersdorf auf. Er kehrt mit Fotos und mit Flugzeug-Fensterscheiben zurück und zeigt das ganze Nannen und der Verlagsleitung.
01.06.1981: Heidemann erhält 255.000 Euro zur Tagebuch-Beschaffung.
05.07.1981: Kujau übergibt Heidemann in Stuttgart ein Tagebuch und erhält dafür 85.000 DM.
23.07.1981: Heidemann erhält in Stuttgart 3 weitere Tagebücher von Kujau. Dafür übergibt er ihm 255.000 DM. Gleichzeitig teilt Kujau dem Reporter mit, dass der Preis sich pro Tagebuch von 85.000 DM auf 100.000 DM erhöht. Er begründet dies mit höheren Geldforderungen der Mittelsmänner in der DDR.
29.07.1981: Heidemann erhält 345.000 Euro zur Tagebuch-Beschaffung. Der Betrag setzt sich wie folgt zusammen: Jeweils 100.000 Euro für 3 Tagebücher plus 45.000 Euro Nachzahlung für die 3 letzten Bücher (jeweils 15.000 Euro).
31.07.1981: Heidemann übernimmt in Stuttgart 2 Tagebücher. Dafür übergibt er Kujau 245.000 DM (2 Bände zu jeweils 100.000 DM plus eine Nachzahlung für 3 zuvor übergebenen Bücher in Höhe von 45.000 DM).
05.08.1981: Heidemann erhält 220.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung. Der Betrag erhält ein Honorar für Professor Werner Maser in Höhe von 20.000 DM.
Herbst 1981: Heidemann berichtet Schulte-Hillen von riskanten Fahrten durch die DDR, bei denen er Tagebücher gegen Geld durch das offene Beifahrerfenster während der Fahrt tausche. Er verlangt, dass der Verlag eine Lebensversicherung für ihn abschließe und die Erbrechte an seinem Lizenzansprüchen vertraglich regele.
Kujau erhöht die Preise für einen Tagebuch-Band erneut. Nun liegt der Preis bei 200.000 DM pro Buch.
07.09.1981: Heidemann erhält 600.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
Am gleichen Tag übernimmt er von Kujau in Stuttgart einen Band und übergibt dafür die Summe von 200.000 DM.
22.09.1981: In Stuttgart erhält Heidemann einen weiteren Tagebuch-Band übergeben. Dafür werden erneut 200.000 DM fällig.
12.10.1981: Kujau übergibt Heidemann in Stuttgart 2 Tagebücher. Dafür erhält er 400.000 DM.
11.11.1981: Heidemann erhält 200.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
19.11.1981: Heidemann erhält 400.000 DM zur Tagebuch Beschaffung.
23.11.1981: In Stuttgart erhält Heidemann 3 weitere Bücher: 2 Tagebücher und den „Sonderband Heß“. Dafür übergibt er 600.000 DM.
Ende 1981: Kujau kauft in Stuttgart (Schreiberstraße) eine Eigentumswohnung mit Souterrain und einer Baracke im Hof für 270.000 DM. 135.000 DM bezahlt er bar, den Rest über eine Hypothek.
Jahresende 1981: Heidemann hat zu diesem Zeitpunkt 25 Bücher an den Stern übergeben.
04.01.1982: BKA und Zollkriminalinstitut werden von Walde gefragt, was zur Erstellung eines Schriftgutachtens nötig sei.
13.01.1982: Heidemann übernimmt in Stuttgart 2 Tagebücher und bezahlt dafür 400.000 DM.
14.01.1982: Heidemann erhält 400.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
19.01.1982: In Hannover übergibt Kujau für weitere 400.000 DM zwei Tagebücher.
27.01.1982: Heidemann erhält 200.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
28.01.1982: In Stuttgart erhält Heidemann ein weiteres Tagebuch (200.000 DM).
03.02.1982: Kujau übergibt Heidemann in Stuttgart ein weiteres Tagebuch (für 200.000 DM).
17.02.1982: Heidemann erhält 200.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
01.03.1982: Heidemann erhält 400.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
03.03.1982: Heidemann macht Walde und Sorge in seiner Wohnung mit dem Karlsruher Militaria- und Waffenhändler Klapper bekannt. Klapper erzählt, er könne einen Kontakt mit Martin Bormann herstellen, dessen geheimes Nazi-Dokumenten-Depot in Madrid von einem Anwalt verwaltet werde. Damit der Stern Einblick in diese Dokumente erhalte, unterschreibt der stellvertretende Verlagsleiter Sorge eine Verpflichtung, bei einer eventuellen Veröffentlichung die „historische Wahrheit“ objektiv darzustellen.
24.03.1982: Felix Schmidt verlang in einer Hausmitteilung von Walde, es sei höchste Zeit, ein Schriftgutachten einzuholen.
25.03.1982: In Stuttgart überreicht Kujau für 400.000 DM zwei weitere Tagebücher an Heidemann.
29.03.1982: Heidemann erhält 200.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
Anfang April 1982: Per Post erhält Heidemann eine Tagebuch übersandt. Den Kaufpreis in Höhe von weiteren 200.000 DM lässt er Kujau im Gegenzug ebenfalls auf dem Postweg zukommen.
01.04.1982: Leo Pech kehrt zum Ressort Zeitgeschichte zurück. Die Chefredaktion stellt Walde, Pesch und Heidemann zur Bearbeitung der Tagebücher vom Redaktionsdienst frei.
Thomas Walde hat sich einen Veröffentlichungsplan zurechtgelegt. Zunächst soll der Heß-Sonderband journalistisch ausgewertet werden. Auf diese Weise können die Resonanz der Öffentlichkeit am besten getestet werden, ohne dass man sofort den gesamten Tagebuch-Fund preisgebe.
Der Verlag verspricht sich von diesem Plan Aufschluss darüber, mit welchen internationalen Geschäftspartnern die Zusammenarbeit bei der Lizenzverwertung am sinnvollsten sei und welchen Wert die gesamte Tagebuch-Geschichten auf dem internationalen Markt habe.
April 1982: Kujau kauft in Bietigheim ein Haus für 660.000 DM. Davon bezahlt er die Hälfte in bar.
13.04.1982: Thomas Walde und Wilfried Sorge geben bei Frei-Sulzer ein Schriftgutachten in Auftrag. Sie übergeben ihm zur Prüfung Fotokopien von: „Parteiamtliche Mitteilung betreffend Heß“ (Kopie einer unter notarieller Aufsicht aus einem Kujau-Hitler-Tagebuch herausgetrennten Seite) und eine Seite „Telegrammentwurf Horthy“ vom 01.01.1940 aus dem Archiv Heidemanns.
Mitte April 1982: Heidemann teilt Kujau mit, dass der Stern zukünftig nicht mehr bereit sei, weiterhin 200.000 DM pro Tagebuch zu bezahlen.
Kujau hält daraufhin angeblich Rücksprache mit seinen „Verbindungsmännern in der DDR“. Man einigt sich schließlich auf 150.000 DM pro Tagebuch.
16.04.1982: Der amerikanische Schriftsachverständige Ordway Hilton erhält zur Prüfung die Originale des gleichen Materials.
21.04.1982: Thomas Walde schickt Fotokopien des vom Bundesarchiv besorgten Vergleichsmaterials mit Hitler-Schriftzügen an Frei-Sulzer.
Heidemann erhält 600.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
26.04.1982: In Stuttgart erhält Heidemann für eine Barzahlung in Höhe von 300.000 DM 2 weitere Tagebücher von Kujau.
Ende April 1982: Ein weiteres Tagebuch erreicht Gerd Heidemann auf dem Postweg.
11.05.1982: Über das Bundesarchiv wird beim LKA Rheinland-Pfalz ein Schriftgutachten angefordert.
25.05.1982: Das Gutachten vom LKA Rheinland-Pfalz liegt vor: Darin wird die vom Fälscher geschriebene „Parteiamtliche Mitteilung“ (aus den Hitler-Kladden), die dem LKA als Kopie vorlag, „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ als Original-Hitler-Handschrift anerkannt.
Zu einer Konferenz über die Veröffentlichungsplanung treffen sich: Sorge, Heidemann, Heß, Koch, Nannen, Schmidt, Schulte-Hillen und Walde. Es wird folgender Plan besprochen:
Im Januar 1983 soll zu zunächst nur die Heß-Geschichte unter dem Titel „Plan III“ veröffentlicht werden. Die Tagebücher sollen darin nicht erwähnt werden. Weitere Veröffentlichungen sollen erst nach einer Pause von mehreren Monaten erfolgen.
Bei dieser Gelegenheit wird entschieden, dass Thomas Walde Historiker als freie Mitarbeiter zur Aufbereitung von Hintergrundmaterial (zum Beispiel das deutsch-britische Verhältnis) einsetzen könne.
02.06.1982: Heidemann erhält 400.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
04.06.1982: In Stuttgart übergibt Kujau ein weiteres Tagebuch an Heidemann. Er erhält dafür 150.000 DM plus 150.000 DM für das Tagebuch, welches Heidemann Ende April auf dem Postweg erhalten hat.
10.06.1982: Heidemann erhält 200.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
11.06.1982: Das Gutachten von Frei-Sulzer liegt vor. Ergebnis: Die von ihm geprüften Schriftproben seien von der Hand Hitlers.
Heidemann Vertrag vom 23.02.1981 wird geändert. Er erhält pro beschafftem Tagebuch-Band 25.000 Euro Vorschuss auf die Lizenzerlöse, der aus steuerlichen Gründen als Darlehen deklariert wird. Da 35 Exemplare vorliegen, hat Heidemann Anspruch auf 875.000 Euro, von denen 300.000 DM Vorschuss vom 23.02.1982, sowie alte Buchvorschüsse in Höhe von 80.000 DM abgezogen werden.
12.06.1982: In Stuttgart übernimmt Heidemann für 300.000 DM 2 weitere Tagebücher.
25.06.1982: Zwei weitere Tagebücher wechseln in Stuttgart den Besitzer (300.000 DM).
05.07.1982: Leo Pesch übergibt im Bundesarchiv die Originale „Parteiamtliche Mittelung Heß“, „Telegramm Horthy“, das Foto „Besuch in Paris“ und die „Kleist-Urkunde“ für ein Schrift-, Material- und Tintengutachten an Dr. Henke.
14.07.1982: Heidemann erhält 900.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
16.07.1982: Kujau übergibt Heidemann in Stuttgart 2 Tagebücher (300.000 DM).
17.08.1982: Heidemann erhält in Stuttgart ein weiteres Tagebuch von Kujau. Dafür übergibt er ihm 150.000 DM plus eine Vorauszahlung in Höhe von 400.000 DM für den 3. Band von Hitlers „Mein Kampf“.
27.08.1982: Heidemann erhält 250.000 DM zur Tagebuch Beschaffung.
10.11.1982: In Stuttgart wird ein weiteres Tagebuch übergeben (150.00 DM).
14.10.1982: Schulte-Hillen hat Walde und Heidemann ins Kölner Dom-Hotel bestellt. Er weist darauf hin, dass statt der ursprünglich veranschlagten 2,2 inzwischen schon 8,5 Millionen DM für die Tagebuch-Beschaffung ausgegeben seien. Deshalb müsse aus den Lizenzerlösen nunmehr erst die Investition des Verlages abgegolten werden, bevor die Autoren ihre Anteile erhalten könnten.
Thomas Walde stimmt der Vertragsänderung zu. Heidemann erklärt sich dazu erst bereit, als der Verlag ihm eine Abfindung in Höhe von 1,5 Millionen DM zusagt. In dieser Abfindung sind allerdings die bereits an Heidemann gezahlten 1,25 Millionen DM enthalten.
15.10.1982: Heidemann erhält 450.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
10.11.1982: In Stuttgart wechselt ein Tagebuch für 150.000 DM den Besitzer.
Dezember 1982: Das Heß-Buch „Plan III“ ist fertig. Die Autoren Walde und Pesch erhalten einen Vorschuss auf ihr Honorar in Höhe von jeweils 10.000 DM.
08.12.1982: Kujau übergibt Heidemann in Stuttgart 2 Tagebücher und erhält dafür 300.000 DM in bar.
09.12.1982: Heidemann erhält 450.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
15.12.1982: Heidemann erhält in Stuttgart 2 weitere Tagebücher (300.000 DM)
Kurz vor Weihnachten 1982: Serien-Ressortleiter Horst Treuke wird durch Felix Schmidt von dem Tagebuch-Projekt informiert. ER soll sich in seiner Serien-Planung darauf einstellen, dass ab Sommer 1983 mit der Veröffentlichung des Heß-Manuskriptes begonnen werden können. Die Betreuung der Heß-Serie liege jedoch nicht bei ihm, sondern im Ressort Zeitgeschichte. Auf Treukes Frage, ob die Bücher denn echt seien, antwortet Felix Schmidt, Schulte-Hillen gebe doch nicht 9 Millionen aus, ohne sicher zu sein. Beste Experten hätten die Bücher geprüft.
Peter Koch spricht bei einem Besuch bei Newsweek in den USA von der Existenz der Tagebücher. Thomas Walde beschwert sich über diese Indiskretion.
24.12.1982: David Irving berichtet in der Nationalzeitung von der Entdeckung von Hitlers Tagebüchern. Er seien 27 Stück, die irgendwo in Süddeutschland lägen. Er erwähnt auch einen Generalmajor in der DDR. Die Eingeweihten in der Stern Redaktion schließen daraus, dass die Beschaffung der restlichen Tagebücher nun mit Vorrang vorangetrieben werden muss. Man hat Angst vor Kopien.
Heidemann vermutet, Irving habe seine Informationen von Priesack. Er erzählt, sein Mittelsmann sei bereits von dessen Bruder nach Berlin zitiert worden.
Ende 1982: Gerd Heidemann hat zu diesem Zeitpunkt 50 Tagebücher an den Stern übergeben.
18.01.1983: Heidemann unterzeichnet bei Schulte-Hillen einen Vertrag, in dem er auf alle Ansprüche aus Lizenzerlösen verzichten und dafür eine Abfindung von 1,5 Millionen DM erhält.
19.01.1983: Heidemann erhält 150.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
20.01.1983: Kujau übergibt Heidemann in Stuttgart ein weiteres Tagebuch und erhält dafür 150.000 DM.
25.01.1983: In Stuttgart erhält Gerd Heidemann ein weiteres Tagebuch. Kujau erhält bei der Übergabe 150.000 DM in bar.
28.01.1983: Heidemann erhält 600.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
04.02.1983: Heidemann trifft sich auf dem Flughafen in Genf mit Frau Gailland, der Vorbesitzerin eines seiner beiden spanischen Häuser und bezahlt ihr als Anzahlung auf den Rest des Kaufpreises 230.000 DM in bar.
Am gleichen Tag übergibt er Konrad Kujau in Stuttgart 300.000 DM und erhält im Gegenzug 2 weitere Tagebücher.
16.02.1983: Sorge bricht mit dem Heß-Manuskript zu einer Verkaufsreise nach London, Paris, Madrid, Mailand, New York und Tokio auf. Erwarteter Verkaufserlös: 1 Million DM.
Frühjahr 1983: Beim Studium des Stern Etats im Zuge der Gehaltsgespräche erfährt die Chefredaktion, dass Heidemann vom Verlag eine Abfindung in Höhe von 1,5 Millionen DM erhalten hat.
Mitte/ Ende Februar 1983: Bei einem Treffen von Nannen, Treuke, Walde, Pesch, Sorge, Gillhausen, Koch und Schmidt geht es um das Buch-Manuskript „Plan III“ und die Stern-Serie. Treuke schlägt vor, aus dem Buch-Manuskript drei Folgen für den Stern zu machen. Koch und Schmidt erkundigen sich, wie dies ohne die Fundgeschichte dem Leser zu erklären sei.
Man beschließt, die Stern-Serie mit einer großen Fundgeschichten aufzumachen. Gleich nach den vier Heß-Folgen sollen sich weitere Tagebuch-Folgen anschließen. Walde ist dagegen, weil das Ressort Zeitgeschichte die Fundgeschichte selbst schreiben wolle, aber noch nicht einmal die Heß-Folgen fertig habe. Wenn nun auch noch vier weitere Folgen über Hitler-Tagebücher geplant seien, dann könne er die Fundgeschichten unmöglich noch selbst schreiben.
21.02.1983: Heidemann erhält 300.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
02.03.1983: Heidemann holt in Stuttgart 2 weitere Tagebücher ab und bezahlt dafür 300.000 DM.
08.03.1983: Eine Konferenz legt das Erscheinungsdatum der Tagebuch-Geschichten für Heft 19 (05. Mai) fest. Daran nehmen teil: Nannen, Gillhausen, Koch, Schmidt, Walde, Heidemann, Pesch, Sorge, Hess, Hensmann und Schulte-Hillen.
Zu diesem Zeitpunkt fehlen von Heidemanns Lieferungen allerdings nach der ganze Jahrgang 1944 und Teile des Jahrgangs 1943. Die Chefredaktion und der Herausgeber drängen darauf, die Veröffentlichung mit einer großen Fundgeschichte zu beginnen, weil es nicht journalistisch sei, Existenz und Herkunft der Tagebücher in der Veröffentlichung über den Heß-Flug zu unterschlagen. Walde, Pesch und Heidemann widersprechen dieser Strategie aus Angst, die Tagebuch-Quelle könnte versiegen.
Obwohl Sorge argumentiert, man solle die restlichen Lieferungen abwarten, um dann das komplette Werk den Lizenzpartnern anbieten zu können, setzt sich die Chefredaktion mit dem Hinweis auf ihre Weisungsbefugnis durch. Sie hat vor allem Angst, es könnten Kopien der Tagebücher auftauchen. Heidemann wird ultimativ aufgefordert, die noch fehlenden Lieferungen bis zum 31. März herbeizuschaffen.
Sorge gibt wenig später den Hinweis, die bereits beschlossene Copy-Preiserhöhung müsse noch vor Beginn der Veröffentlichung erfolgen, damit in der Öffentlichkeit kein Zusammenhang zwischen Preiserhöhung und der Hitler-Tagebuch-Geschichte hergestellt werden könne.
09.03.1983: Stern Reporter Wolf Thieme erhält den Auftrag, innerhalb von sechs Wochen, bis Mitte April, 60 bis 80 Seiten Fundgeschichten zu schreiben. Peter Koch bietet ihm ein Honorar von 25.000 DM netto (etwa 40.000 DM brutto) als Abgeltung seiner Autorenrechte am Weiterverkauf an.
Am Abend erhält Thieme in Heidemanns Archiv in der Milchstraße Unterlagen für die Fundgeschichte. Heidemann erzählt ihm seine Version von der Herkunft und dem Transport der Tagebücher.
11.03.1983: Wolf Thieme erfährt von Peter Koch, er habe jetzt nicht mehr als sechs Wochen zum Verfassen der Fundgeschichten Zeit, sondern nur noch drei Wochen, da das Manuskript schon am 7. April in Zurück in Lizenzverhandlungen benötigt wird.
17.03.1983: Walde und Heidemann versuchen mit einer Aktennotiz an Schulte-Hillen den vorgezogenen Veröffentlichungstermin noch einmal umzustoßen. Walde legt dar, weshalb der DDR-General keine Kopien gezogen haben kann. Heidemann weist darauf hin, dass durch diesen frühen Termin die weitere Beschaffung noch fehlenden Materials endgültig unterbrochen werden könnte. Er verspricht Schulte-Hillen noch folgende Lieferungen:
1. „Sechs tagebuchartige Bände“, die Hitler neben seinen uns bekannten Tagebüchern geführt hat
2. „Adolf Hitlers handgeschriebenen Memoiren“
3. „Mein Leben und mein Kampf für Deutschland“
4. Hitlers „Buch über die Frau“
5. Hitlers „Plan der Endlösung der Judenfrage“, verfasst nach der Wannsee-Konferenz
6. Hitlers handgeschriebene „Akten über Himmler, Ley, und andere“ (in denen Vermerke über die jüdische Abstammung der Betreffenden enthalten sind)
7. Hitlers „Aufzeichnungen vom 18. April bis zu seinem Tode am 30. April 1945“
8. „Goebbels Aufzeichnungen nach Hitlers Selbstmord“
9. „Hitlers handgeschriebenes Vermächtnis“ (21 Seiten)
10. Seine „Testamente“ und seine „Heiratsurkunde“
11. Hitlers „Akten über seinen angeblichen Sohn in Frankreich“
12. Hitlers „Akten über seine Verwandtschaft und seine Abstammung“
13. Geheime „Denkschriften zu verschiedenen militärischen und politischen Problemen“
14. Hitlers „Buch über Friedrich den Großen“
15. Hitlers „Buch über König Ludwig II von Bayern“
16. Hitlers Oper „Wieland, der Schmied“
17. „300 von Hitler gemalte Aquarelle und Ölbilder“
21.03.1983: Heidemann erfährt beim BKA in Wiesbaden, dass im Horthy-Telegramm optische Aufheller und an der Kleist-Urkunde Klebstoff neueren Datums festgestellt worden seien. Nach seiner Rückkehr berichtet er darüber Thomas Walde und fügt hinzu, optische Aufheller habe es möglicherweise schon vor Kriegsende gegeben.
28.03.1983: Heidemann übernimmt er in Stuttgart von Konrad Kujau 2 weitere Tagebücher. Darunter den Band, der bisher bei Sammler Fritz Stiefel lag und den dieser lange Zeit nicht herausgeben wollte. Kujau erhält für die beiden Bände insgesamt 300.000 DM.
31.03.1983: Zeisberg, der Leiter von Stern-TV erfährt von Sorge die Fundgeschichten und wird gefragt, ob er bis zum 3. Mail einen entsprechenden Film anfertigen könne.
Zeisberg sagt zu. Man beschließt, Barbara Dickmann und Klaus Harpprecht mit der Produktion des Films zu beauftragen.
Ende März 1983: Felix Schmidt liest das Heß-Interview und nimmt Anstoß an der ideologischen Tendenz. Treuke und Schmidt sind entschlossen, das Interview nicht zu drucken, vor allem nachdem ein Versuch, die schlimmsten Passsagen zu streichen, am Einspruch der Familie Heß scheiterte.
Anfang April 1983: Heidemann erhält von Kujau einen Tagebuch-Band, den bisher Stiefel unter Verschluss gehalten hatte. Walde, Pesch und Sorge fällt die Parallelität der Eintragungen zu zwei bereits gelieferten Tagebüchern aus dem Frühjahr 1935 auf.
Heidemann erklärt, hierbei handele es sich um ein Jahrbuch der Partei, von dem es noch fünf weitere Bände gebe. Er wird beauftragt, diese Bände zu beschaffen.
04.04.1983: In Peter Kochs Haus besprechen Zeisberg, Dickmann, Harpprecht, Walde, Pesch, Thieme, Heidemann, Sorge und Dr. Gerhard (Leiter des Unternehmensbereichs Film und Fernsehen) die Produktion des Fernsehfilms. Dabei verlangt Harpprecht von Heidemann mehr Einzelheiten über die Fundgeschichte. Heidemann beruft sich auf seinen Informantenschutz. Er weigert sich, von Harpprecht interviewt zu werden.
Auch Thieme erscheint Heidemanns Darstellung, auf welche Weise die Tagebücher von der Absturzstelle des Flugzeuges in den Besitz des Stern gelangten, lückenhaft. Er bittet Felix Schmidt deshalb, Heidemann zu befehlen, mehr Einzelheiten preiszugeben. Schmidt sagt, dazu habe er wegen der Sonderverträge keine Möglichkeit.
05.04.1983: Heidemann erhält 300.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
06.04.1983: Die Dreharbeiten für den Stern-TV Film beginnen. Die Produktionskosten betragen 160.000 DM. Barbara Dickmann befragt Heidemann nach dem Ursprung des Materials und erfährt, ein „Wehrmachtsoffizier“ habe es in Börnersdorf sichergestellt. Koch und Walde erheben bei Heidemann Einspruch, wenn er schon nicht die richtige Geschichte erzählen könne, denn solle er wenigstens keine falschen Versionen in der Öffentlichkeit verbreiten.
Barbara Dickmann findet die ihr für den Stern-TV Film ausgehändigten Hitler-Zitate „außerordentlich schwach“. Walde zögert mit der Herausgabe anderer Zitate und sagt: "Wir wollen davon ja noch ein Jahr lang Geschichten schreiben".
07./08.04.1983: In Zürich beginnen Lizenzverhandlungen, an denen für den Stern Koch, Hensmann und Sorge teilnehmen. In der „Handelsbank N.W.“ wird das Material zuerst Trevor-Roper (Times und Sunday Times) sowie Juan Carlos Alganarez (Cambio 16) präsentiert.
Koch und Soge zeigen 58 Bände und erklären, vier Bände würden noch nachgeliefert. Sie erzählen die Fundgeschichte. Auf wiederholte Fragen von Trevor-Roper, wer die Bücher gefunden und wer sie dem Stern gegeben habe, erklären Koch und Sorge immer wieder, dass dieser Mann dem Stern bekannt sei.
Trevor-Roper ist von der Fülle des zur Schau gestellten Materials beeindruckt. Er informiert telefonisch seine Londoner Redaktion du fliegt tags darauf nach London zurück. Am nächsten Tag treffen in Zürich die Vertreter von Times und Sunday Times unter der Anführung des Verlegers Murdoch ein. Außerdem erscheinen die Vertreter von Newsweek, Time Magazin, Paris Match, Parnorama und Elsevir (Holland).
08.04.1983: Heidemann und das Bundesarchiv schließen eine Vereinbarung, nach der Heidemann die freue Auswertung von im Ausland erworbenen Material zugesichert wird, wenn er es später dem Bundesarchiv überlässt oder verkauft.
11.04.1983: Redakteur Mader vom Time Magazin ruft Hensmann an und verlangt eine eigene Echtheitsprüfung.
Im Auftrag von Newsweek trifft Professor Weinberg in Zürich ein, um das Material zu besichtigen.
Murdoch bietet Hensmann telefonisch 3 Millionen Dollar für die Presserechte im gesamten englischsprachigen Raum an. Hensmann akzeptiert, wie er später behauptet allerdings nur 750.000 DM für die Commenwealth-Rechte.
Kurz darauf bietet Newsweek telefonisch allein für die Rechte in den USA 3 Millionen Dollar. Hensmann bietet im Gegenzug die gesamten englischsprachigen Weltrechte für 3,75 Millionen Dollar an. Newsweek akzeptiert. Murdoch wird von diesem Handel verständigt und ist verstimmt, weil er bereits den Zuschlag bekommen hatte.
12.04.1983: Heidemann übernimmt in Stuttgart ein weiteres Tagebuch von Kujau und bezahlt dafür 150.000 DM. Zudem übergibt ihm Kujau ein angebliches Skizzenbuch von Adolf Hitler von 1907.
13.04.1983: Peter Koch beauftragt Peter Wickmann in London von Trevor-Roper folgende Zitat autorisieren zu lassen:
1.) Die Tagebücher seien ein bedeutender zeitgeschichtlicher Fund und der größte Knüller seit Watergate.
2.) Aufgrund der Tagebücher müsse die Geschichte des Dritten Reiches teilweise umgeschrieben werden.
Peter Wickmann teilt in einem Telex das Einverständnis Trevor-Ropers mit dem ersten Zitat mit, erwähnt in seiner Antwort jedoch nicht, dass sich Trevor-Roper ausdrücklich geweigert hatte, auch das zweite Zitat gutzuheißen.
In Hamburg treffen die Newsweek-Redakteure Broylis und Kubick ein, um Einsicht in das Stern-Material zu nehmen. Sie erhalten von Koch die vier vorliegenden Folgen der Stern-Serie, darunter auch Thiemes Fundgeschichte.
14.04.1983: Stern Nummer 16 erscheint. Das erste Heft zum erhöhten Preis von 3,50 DM.
Aus dem Ressort Walde erhält das Bundesarchiv in Koblenz zur Prüfung: Eine leere Seites des Tagebuches vom August 1933, eine leere Seite aus dem Heß-Sonderband und das Mussolini-Telegramm. Das Bundesarchiv gibt die beiden leeren Seiten und die oberen drei Millimeter des Mussolini-Telegramms zur Materialbegutachtung an Dr. Rentz weiter.
Schulte-Hillen erhält nach Rückkehr aus seinem Urlaub einen Anruf von Murdoch, der sich darüber beschwert, dass Hensmann einen bereits abgeschlossenen Deal wieder rückgängig gemacht habe. Schulte-Hillen lädt Murdoch zur Fortsetzung der Gespräche nach Hamburg ein, was Hensmann veranlasst, nun auch bei der Newsweek den bereits perfekt gemachten Abschluss wieder rückgängig zu machen.
Schulte-Hillen belehrt Hensmann darüber, dass angesichts der strittigen Urheberrechts-Frage der Vertragstext genauso wichtig sei wie die ausgehandelte Summe.
15.04.1983: In Hamburg treffen Murdoch und Newsweek-Vertreter ein, die sich inzwischen auf eine gemeinsame Strategie geeinigt hatten. Sie bieten 3,75 Millionen Dollar für die englischsprachigen Weltrechte. Die Verhandlungen ziehen sich von 12 Uhr mittags bis 22 Uhr hin. Strittig waren vor allem:
1.) Der Veröffentlichungsplan, da Newsweek nicht mit dem Heß-Geschichte, sondern mit einer Holocaust-Story beginnen wollte,
2.) Die Urheberrechts-Frage, da der Stern kein Copyright, sondern nur die Materialnutzung anbieten kann.
Die Rechtslage wird nicht offengelegt, weil der Stern befürchtet, Newsweek und Murdoch könnten, ohne Lizenzgebühren zu zahlen, ihre Berichte einfach aus dem Stern abschreiben.
Als die Verhandlungen wegen der Urheberrechts-Fragen auf den nächsten Morgen vertagt werden sollen, wollen Newsweek und Murdoch wissen, ob wenigsten der Preis als vereinbart gilt. Schulte-Hillen verlangt 4,25 Millionen Dollar. Das ist den Amerikanern zu viel, sie erklären die Verhandlungen für gescheitert und sind auch am nächsten Tag nicht bereit, sie erneut wieder aufzunehmen.
Heidemann reist an diesem Tag nach Stuttgart und erhält gegen Zahlung von 150.000 DM ein Tagebuch. Damit liegen dem Stern 60 Tagebücher vor.
18.04.1983: In Zürich wird das Hitler-Material aus der Handelsbank in die Schweizer Bankgesellschaft überführt, nachdem Murdoch und Newsweek vor Geheimdiensten gewarnt hatten.
Von der Chefredaktion ist der neue Erscheinungstermin auf den 25.04. festgelegt worden, nachdem sie sich ausgerechnet hatte, dass Newsweek sich aufgrund der gescheiterten Verhandlungen nicht mehr an Absprachen gebunden fühle und mit dem bereits in ihrem Besitz gelangten Material der Heß-Folgen am 25.04 auf dem Markt sein würde.
19.04.1983: Koch und Schulte-Hillen versuchen in New York ohne Erfolg, die Verhandlungen mit Newsweek wieder aufzunehmen.
Trevor-Roper, der zu Aufnahmen für den Stern-TV Film in Hamburg ist, besucht Heidemann in seinem Archiv in der Milchstraße. Heidemann erzählt ihm, das Material sei von einem ihm persönlich bekannten Wehrmachtsoffizier aus der Maschine geboren worden. Der Offizier sei über 80 Jahre alt und lebe in der der Schweiz.
Nach Aufnahme des Interviews, bei dem Trevor-Roper noch von er Echtheit der Tagebücher überzeugt war, sitzen die Beteiligten im Hotel Atlantik beim Abendessen zusammen. Dabei erzählt Heidemann von Bormann, der 1938 die Auslagerung wichtiger NS-Akten nach Madrid durchgeführt habe und heut in der Schweiz lebe. Dem Einwand, 1938 sei Madrid noch in den Händen der Kommunisten gewesen, begegnet Heidemann mit dem Argument, Bormann selbst habe ihm diese Geschichte erzählt. Trevor-Roper hält diese Erzählung für einen Witz.
Eine Redaktionskonferenz in kleiner Besetzung entscheidet: Heft 18 wird um 48 Seiten erweitert (24 Seiten Farbe, 24 Seiten Schwarz-Weiß, Kosten 720.000 DM). Der Umfang des Heftes beträgt 356 Seiten, die Auflage 2,320 Millionen. Der Erstverkaufstag wird vorgezogen auf Montag, 25.04.
20.04.1983: Das Bundesarchiv bittet das Bayerische Finanzministerium, sich mit der zwischen Bundesarchiv und Heidemann/ Gruner & Jahr geschlossenen Vereinbarung einverstanden zu erklären. Schulte-Hillen verständigt Mohn in Gütersloh vom Scheitern der Verhandlungen mit Newsweek in New York.
Felix Schmidt erkundigt sich bei Sorge, ob denn nicht mehr als drei Gutachten vorlägen, worauf der Schriftgutachter Dr. Michel den Auftrag zu einem Gutachten erhält.
21.04.1983: Schulte-Hillen telefoniert mit Murdoch. Er biete ihm die englischen Rechte für 400.000 Dollar an. Murdoch akzeptiert.
Dr. Rentz kommt in seinem Papiergutachten zu dem Ergebnis, dass die beiden Seiten aus den Hitler-Tagebüchern echt seien, während das Mussolini-Telegramm Blankophor enthalte und deshalb nicht vor 1949 hergestellt worden sein könnte. Professor Michel wird der Auftrag zu einem Schriftgutachten erteilt.
22.04.1983: Felix Schmidt informiert die Stern Redaktionskonferenz über den Fund der Tagebücher und deren Veröffentlichung in Heft 18. Der Stern gibt eine Presseerklärung über den Fund an die Agenturen, in der die Behauptung aus dem Vorspann der Fundgeschichte wiederholt wird, die Geschichte des Dritten Reiches müsse teilweise umgeschrieben werden. Dieses Zitat steht dort als Stern Behauptung.
Verlagsjustitiar Hagen warnt in einer Hausmitteilung an Schulte-Hillen vor den Rechtsfolgen „leicht angebräunter Passagen“ in der Fundgeschichte. Bayern könne unter dem Vorwand, der Stern fördere NS-Gedankengut, bereits konzedierte Rechte für sich zurückfordern.
Auf einer Sitzung im 9. Stock verlangt Koch im Hinblick auf die kommende Echtheitsdebatte, Heidemann solle die Herkunftsgeschichte der Tagebücher mindestens einem Mitglied des Hauses erzählen. Hensmann und Walde sind anwesend. Sie geben nicht zu erkennen, dass sie Heidemanns Version kennen.
Rolf Gillhausen will wissen, welche Folgen sich daraus ergeben, dass das Rentz-Gutachten das Mussolini-Telegramm für falsch erklärt. Walde sagt, der Blankophor-Befund haben nichts zu bedeuten, da das Mussolini-Telegramm ja nicht Bestandteil der Tagebücher sei. Walde sagt nicht ausdrücklich, dass Heidemann dieses Telegramm aus der „Fundmasse Börnersdorf“, aus der auch die Hitler-Tagebücher stammen sollen, für sich privat angekauft hatte (Wäre diese Information gegeben worden, hätte sie dazu führen können, dass die Echtheit des gesamten Materials in Frage gestellt worden wäre).
Heidemann weigert sich, Schulte-Hillen eine schriftliche Darstellung des Fundhergangs zu geben, da „alles Geschriebenen immer kopiert wird“. Er könne seine Informanten nicht in Lebensgefahr bringen.
23.04.1983: Schulte-Hillen informiert Koch, Walde und Gillhausen von dem Inhalt dieses Gespräches. Heidemann habe ihm jedoch versichert, alles sei echt, „ich schwöre es Ihnen beim Leben meiner Kinder“. Schulte-Hillen beteuert, er selbst sei völlig überzeugt, Koch akzeptiert diese Erklärung, vor allem, weil Schulte-Hillen wörtlich gesagt haben soll: „ich übernehme die Gesamtverantwortung“. Diese Darstellung wird von Schmidt und Gillhausen bestätigt.
Schulte-Hillen stellt dies als Missverständnis dar. Er habe den Anwesenden nur berichtet, dass er zu Heidemann gesagt habe: „Mit Ihrer Weigerung laden Sie mir die Gesamtverantwortung auf die Schultern“.
25.04.1983: Der Stern Nummer 18 mit der Fundgeschichte erscheint. In der Stern-Kantine findet eine internationale Pressekonferenz statt. Trevor-Roper macht seinen angekündigten Rückzieher. Der Hitler-Biograph David Irving stellt fest, wenn der Stern seine Behauptung aufrecht erhalte, dass die in der Fundgeschichte aufgezählten Dokumente aus der Börnersdorf-Maschine stammten, so könne er versichern, dass die Tagebücher falsch seien. Während seiner Erklärungen wird ihm das Mikrophon abgeschaltet.
Justitiar Hagen erhält aus dem Verlauf der Pressekonferenz den Eindruck, dass die Position des Stern sehr gefährdet sei. Er findet, nur ein rasch produziertes und definitives Urteil über die Echtheit der Tagebücher könne die Situation noch retten. Deshalb veranlasst er, dass dem bei der Pressekonferenz anwesenden Dr. Henke vom Bundesarchiv der Heß-Sonderband und zwei weitere Tagebuch-Bände zur Prüfung übergeben werden.
26.04.1983: In einer ZDF-Livesendung diskutiert Peter Koch mit den internationalen Historikern Trevor-Roper, Walter Hofer, Andreas Hillgruber, Eberhardt Jaeckel, David Irving und Gerhard Weinberg. Vorher wird der Stern-TV Film gezeigt.
Nach der Diskussion weist Jaeckel Koch darauf hin, dass ihm schon vor langer Zeit ein Tagebuch angeboten worden sei und er auch die Börnersdorf-Legende gekannt habe. Koch geht nicht darauf ein.
Die Agentur Reuters meldet einen Ausspruch von Hans Booms, dem Präsidenten des Bundesarchivs, er habe keine Zweifel an der Echtheit der „vorgelegten Dokumente“. Dieser Ausspruch bezieht sich auf das Schriftgutachten des LKA Rheinland-Pfalz bezüglich der „Parteiamtlichen Mitteilung“, erweckt aber zu diesem Zeitpunkt den Eindruck, es beziehe sich auf das gesamte Material.
Später nutzt Henri Nannen diesen Umstand aus, um in einem Leitartikel den Eindruck zu erwecken, das Malheur sei nicht nur dem Stern, sondern auch dem Präsidenten des Bundesarchivs passiert.
28.04.1983: Peter Koch fliegt zu mehreren Fernsehauftritten in die USA. Dort stößt drei Tage später Wolf-Rüdiger Heß zu ihm.
29.04.1983: Heidemann erhält die letzten 300.000 DM zur Tagebuch-Beschaffung.
Konrad Kujau holt in Hamburg für die 3 fehlenden Bände von 1944 weitere 300.000 DM ab. Ein Band war bereits am 23.03.1983 bevorschusst worden. Für den Band 1935, der bisher bei Fritz Stiefel lag, war noch kein endgültiger Preis vereinbart worden. Angeblich gab es in dieser Art bei General Fischer in der DDR (Kujaus angeblicher Bruder) noch 5 weitere Bände.
Manikowsky weist Felix Schmidt auf eine verdächte Einförmigkeit von Hitlers Schrift hin. Er, Manikowsky, wisse, dass Hitler sich ständig verschrieben habe.
Auf seine Bitte an das Ressort Zeitgeschichte, man möge für die Illustration unsaubere Stellen aus dem Schriftbild der Tagebücher heraussuchen, habe ihm Walde voller Ironie und albernd geantwortet: „Unser Führer verschreibt sich nicht“. Schmidt wehrt Manikowskys Hinweis ab: „Wir müssen jetzt davon ausgehen, dass das Ganze echt ist. Sie dürfen es niemanden sagen“. Manikowsky führt Thieme, Treuke und Langenkamp einen Vergleich zwischen Hitlers Originalschrift und dem Schriftbild der Tagebücher vor. Manikowsky weist sie auf Schmidts Schweigegebot hin.
30.04.1983: Frank Müller-May fliegt mit einem Tagebuch (dem letzten Band des Jahres 1945) nach New York zu Koch, der dem US-Fernsehen Interviews gibt. Er hat den ersten Band des Jahres 1932 bei sich.
Nannen lehnt in einem Brief an Professor Broszat vom Institut für Zeitgeschichte die geforderte Überprüfung des Stern-Materials durch eine internationale Historiker-Kommission ab: „Was zur Verifizierung der Tagebücher geschehen konnte, ist geschehen.“
02.05.1983: Justitiar Hagen erfährt beim Bundesarchiv in Koblenz, die Tagebücher seien „möglicherweise“ eine Fälschung“. Als Beweise werden ihm genannt: 1. Das Vorhandensein von Blankophor in den Papieren, 2. falsche Daten bei den Gesetzen über „Pfändung der Frucht auf dem Halme“ und „Gleichschaltung der Studentenorganisationen“. Hagen bittet sofort, mehr als nur die drei vorgelegten Bände zu prüfen und lässt sich die Zusage geben, dass im Fall einer Fälschung der Stern die Möglichkeit erhält, diese Mitteilung als erster zu veröffentlichen.
Hagens Informationen führt zu einer Krisensitzung im 9. Stock. Vor der Konferenz vereinbart Schmidt mit Schulte-Hillen, dieser solle auf sein Stichwort hin Heidemann noch einmal massiv auffordern, seine Quelle zu nennen und ihm zusichern, falls er Geld abgezweigt habe, solle ihm daraus kein Nachteil erwachsen.
Schulte-Hillen verlangt von Heidemann, er solle seinen Lieferanten nennen. Hensmann und Walde berichten nicht über die Version, die Heidemann ihnen gegeben hat. Schulte-Hillen verlässt mit Heidemann den Raum. Draußen erzählt Heidemann die Geschichte von „Fischer-West“ und seinem Bruder „Fischer-Ost“, der „Fischer“-Schwester Frau Krebs und deren Mann, dem Museumsdirektor aus Dresden. Heidemann erwähnt mehrere weitere DDR-Generäle und bietet Schulte-Hillen Beweismaterial an, das er schließlich aus seinem Archiv in der Milchstraße holt. Er zeigt Schulte-Hillen Briefe, in denen allerdings alle Namen geschwärzt sind. Schulte-Hillen erkennt dieses Beweismaterial nicht an. Er erklärt den Anwesenden, er wissen die Namen nicht, aber da Lebensgefahr für Menschen in der DDR bestehe, könne er nicht weiter auf Heidemann einwirken. Aber die Fundgeschichte, die Heidemann ihm erzählt habe, scheine ihm plausibel.
Die Konferenz diskutiert Produktionsalternativen für den Fall, dass sich die Tagebücher als Fälschung herausstellen sollten.
Panorama-Redakteur Aust gibt dem Stern fernschriftlich Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen, dass von zwei Rentz-Gutachten nur eines in der Stern-Dokumentation veröffentlichet wurde. Schönfeld antwortet ihm nach Rückfrage bei Walde mit dessen Auskunft: Das Mussolini-Telegramm habe nichts mit den Tagebüchern zu tun, es stamme auch nicht aus dem gleichen Fund.
03.05.1983: Nannen sagt eine Beteiligung von Felix Schmidt und Gerd Heidemann an einer Diskussion im österreichischen Fernsehen ab, weil „sie der Sache nicht dienlich sei. In diesem Stadium müsse sich der Stern einer öffentlichen Diskussion versagen“.
Am Vormittag wird Hans Schuh (Ressortleiter Wirtschaft) von Felix Schmidt in Nannens Zimmer gerufen. Nannen hat in einem alten Lexikon eine Eintragung über „seit langem“ verwandtes „Blankit“ gefunden und bittet Hans Schuh um einen sachkundigen Kommentar. In diesem Augenblick kommt Wolf Thieme dazu und erklärt, er habe von einem Fachmann von Bayer Leverkusen bereits den Hinweis erhalten, dass Blankophor möglicherweise schon während der Kriegsjahre experimentell bei der Papierherstellung verwendet worden sein könnte.
Auch die beiden anderen Fälschungshinweise des Bundesarchivs können entkräftet werden: Gerd Heidemann legt aus seinem Archiv das Buch von Gerd Rühle „Das Dritte Reich“ vor, aus dessen Darstellung sich die Möglichkeit der Echtheit der beiden Tagebuch-Eintragungen ableiten lässt.
Nachmittags wird Hans Schuh in den 9. Stock gerufen, wo ihm Schmidt im Zimmer von Schulte-Hillen den Auftrag erteilt, Tagebücher nach naturwissenschaftlichen Methoden untersuchen lassen. Anwesend sind auch Schönfeldt, Walde und Pesch. Schuh, der zum ersten Mal Tagebücher zu sehen bekommt, bemerkt, dass die auf zwei Bänden aufgeklebten Initialen aus Plastik sind. Darüber spricht er mit Heidemann in Gegenwart von Wolf Thieme. Heidemann geht auf den Plastik-Vorwurf nicht ein, sondern erklärt, Bormann habe ihm erzählt, der Führer hätte sich darüber erregt, dass man das „A“ auch als „I“ (Idiot Hitler) lesen könnte, weshalb dann später auch keine Initialen mehr auf den Bänden angebracht worden seien.
04.05.1983: Wolf Thieme bemerkt bei Recherchen für eine große Gutachten-Geschichte, dass das Mussolini-Telegramm von Rentz als falsch bewertet worden ist. Thieme hält den Zweck der Gutachten-Geschichte, einen zusätzlichen Beweis für die Echtheit der Tagebücher zu liefern, dadurch für verfehlt. Thieme informiert davon Langenkamp und Schmidt, der ihm rät, den zweiten Teil des Rentz-Gutachtens einfach wegzulassen. Thieme lehnt es ab, die Gutachten-Geschichte zu schreiben. Nannen verfasst sein Editorial „Echt oder unecht“ und schreibt daran den Satz von der Notwendigkeit, die Geschichte teilweise umzuschreiben, Trevor-Roper zu.
Justitiar Schäfer und Vorstands-Assistent Spiller holen zusammen mit Leo Pesch Tagebuch-Bände zur Prüfung aus dem Banksafe in Zürich. Spiller bringt einen Band aus dem Jahr 1933, zwei Bände aus 1937 und einen Band aus 1942 zum Bundesarchiv nach Koblenz. Schäfer und Pesch liefern elf Bände bei der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt ab und nehmen ein Buch mit angeblichen Hitler-Skizzen nach Hamburg mit.
Im NBC Morning News Studio trifft Peter Koch auf den Graphologen Kenneth Rendell. Koch nimmt ihn ins New Yorker Stern-Büro mit und übergibt ihm den ersten und den letzten Bank. Rendell besorgt sich Vergleichsmaterial aus den National Archives. Um 21 Uhr New Yorker Zeit verkündet er: „Es sieht nicht gut aus“, aber er werde seine Prüfung am nächsten Tag fortsetzen.
04. – 06.05.1983: Heidemann ist in München und Berchtesgaden unterwegs, um noch Echtheitsbeweise herbeizuschaffen.
05.05.1983: Schuh erfährt von Gutachter Rentz, dass die Vermutung nicht völlig von der Hand gewiesen werden könne, dass Blankophor auch über Hadern in Papier gelangen könnte. Er glaube aber nicht, dass es in dieser Menge möglich sei.
10 Uhr New Yorker Zeit (16.00 Uhr in Hamburg): Rendell setzt im New Yorker Büro seine Arbeit fort. Um 13.00 Uhr ruft er Koch und sagt: „Diese Tagebücher sind gefälscht“. Er möchte Newsweek von seiner Erkenntnis verständigen, lässt aber auf Drängen Kochs davon ab, als der ihm verspricht, er dürfe Einsicht in alle Bücher nehmen. 13.30 Uhr (19. Uhr 30 in Hamburg) ruft Koch bei Schulte-Hillen an und informiert ihn: „Rendell hält die Tagebücher für falsch“. Schulte-Hillen vereinbart mit Koch, Rendell so schnell als möglich zur Prüfung aller Bänder nach Hamburg zu bringen. Schulte-Hillen will sich eher auf das Gutachten verlassen, dass für den nächsten Tag vom Bundesarchiv angekündigt ist, außerdem prüft ja in Hamburg er Sachverständige Michel die Bücher.
Am Abend besucht Fischer seinen Nachfolger Schulte-Hillen, der mit Grippe im Bett liegt. Dieser teilt die Sorge Fischers, dies sie womöglich „der größte Betrug des Jahrhunderts. Wir haben uns schön über den Tisch ziehen lassen“.